Ist der Fernseher nagelneu, aber das Bild wirkt seltsam „weich“ und verarbeitet? Sie erleben den Seifenoperneffekt. Gibt es eine Möglichkeit es auszuschalten? Mal sehen, ob wir etwas Licht ins Dunkel bringen können.
Es ist üblich, dass das Bild eines neuen Fernsehers nach dem Kauf einen beunruhigenden Eindruck hinterlässt. Darsteller und Objekte sind vor dem Hintergrund deutlich zu erkennen – fast so, als hätte sie jemand buchstäblich dort geklebt.
Der Fluss ist auch extrem glatt, ohne jegliches Stottern. Dies wird als Seifenoperneffekt bezeichnet. Dies gilt insbesondere für hochwertige Fernsehserien und Filme. Das hat einen guten Grund…
Der Seifenoper-Effekt
Der Seifenopern-Effekt ist nach dem typischen Aussehen von Tages-Seifenopern benannt. Da die Aufnahme über Videokameras traditionell mit einer geringen Bildrate erfolgt, was dann einer zu geringen Anzahl von Bildern pro Sekunde entspricht, entsteht der Eindruck, dass das Bild bereits zu langsam abgespielt wird.
Grund dafür sind einzigartige Aufnahmen mit starken perspektivischen Bewegungen, beispielsweise wenn Schauspieler auf die Kamera zugehen. Hier mag es so wenige Einzelbilder geben, dass es scheint, als ob alles flüssig oder in Zeitlupe wäre – auch wenn es nur 25 Bilder pro Sekunde (25p) statt 50 (50i) sind. Dieser Effekt wird auch „Hyperrealismus“ genannt.
Für TV-Zuschauer, die es gewohnt sind, aufgezeichnetes Material schneller anzusehen, kann dieses Ruckler jedoch zunächst nervig sein. Aus diesem Grund haben die Hersteller in den letzten Jahren zunehmend eine Funktion zur Bewegungsglättung oder zur Frame-Interpolation in ihren Sets bereitgestellt. Dies soll ein flüssigeres Bild erzeugen und es eher wie traditionelles Kino aussehen lassen.
Bewegungsglättung und Bewegungsinterpolation
Smart-TVs verwenden Nachbearbeitungsalgorithmen, um Zwischenbilder zu berechnen, damit Videomaterial so aussieht, als hätte es eine höhere Bildrate. Statt 24 Vollbildern werden beispielsweise 60 Vollbilder durch den Einsatz von Smart-TV-Technologie erzeugt, was zu deutlich weniger Ruckeln und flüssiger wahrgenommenen Bewegungsabläufen führt. Als Ergebnis ist das Bild im Allgemeinen viel
Das sieht auf den ersten Blick ansprechend aus, oder? Und tatsächlich ist es ganz praktisch. Zum Beispiel bei Sportveranstaltungen, bei denen Sie schnell bewegten Bällen leichter folgen können. Natürlich werden Sie keinen Unterschied bemerken, wenn Sie die gleichnamigen Seifenopern und TV-Serien sehen, die im normalen TV-Format gedreht werden. Sie werden jedoch den Unterschied sehen, wenn Sie Filme ansehen.
Die Bewegungsglättung sollte beim Ansehen von Filmen deaktiviert werden, da sie ein unnatürliches Aussehen erzeugen kann, indem Details und Texturen, aus denen das Bild besteht, entfernt oder „geglättet“ werden. Dies gilt insbesondere für ältere Filme sowie für solche, die mit digitalen Videokameras aufgenommen wurden, die bereits eine niedrige Bildrate haben.
Die gute Nachricht ist, dass die Deaktivierung oder Reduzierung des Seifenopern-Effekts bei fast allen aktuellen und neueren Smart-TVs einfach und schnell ist. TV-Hersteller hingegen verwenden unterschiedliche Bezeichnungen für Motion Interpolation oder Motion Smoothing, wie es auch genannt wird.
Bewegungsglättung – standardmäßig aktiviert
Allerdings ist diese Bewegungsglättung in den Einstellungen des Fernsehers meist standardmäßig aktiviert, was zu einem gleichmäßigeren und flüssigeren Bild führt – allerdings auf Kosten einer künstlichen Optik. Der Seifenoper-Effekt wird intensiviert und das natürliche Stottern eliminiert. In einigen Fällen kann diese Einstellung sogar verwendet werden, um schnelle Kamerabewegungen zu glätten, die sonst zu Unwohlsein oder Übelkeit führen würden.
So deaktivieren Sie den Seifenoperneffekt
Mögliche Begriffe für Motion Smoothing oder Motion Interpolation sind:
- Auto Motion Plus (Samsung)
- TruMotion (LG)
- Motionflow (Sony)
- Ultra glatte Bewegung (Hisense)
- Clear Motion (Panasonic; alternativ Black Frame Insertion, Intelligent Frame Creation)
- Perfect Clear Motion (Philips; alternativ Motion Styles, Perfect Natural Motion, Natural Motion)
Wenn Sie keinen dieser Namen für Ihr Fernsehgerät finden, finden Sie möglicherweise ähnliche Begriffe wie „Rahmen“, „Bewegung“ oder „AI-Bildverbesserung“ in den Bildeinstellungen des Smart TV.
In allen Fällen finden Sie die entsprechenden Optionen in den Bildeinstellungen Ihres Fernsehers. Unter Umständen werden die gewünschten Schalter auch in den „Erweiterten Einstellungen“ ausgeblendet. Werfen Sie im Zweifelsfall einen Blick in die Anleitung.
Je nach Hersteller ist die Bewegungsglättung standardmäßig aktiviert oder deaktiviert. TruMotion ist in meinem 2020 Nanocell von LG immer aktiv, dafür gibt es schnell wechselbare Modi per Magic Remote und die Möglichkeit den „Filmmaker Mode“ auszuwählen. Motion Interpolation ist in diesem Modus immer inaktiv, da Filmproduzenten solche „Picture Enhancer“ in der Regel ablehnen. Am Ende verändern die Fernseher die Inhalte auf eine Art und Weise, die zum Beispiel vom Regisseur nicht gewünscht wird.
Wann sollte ich die Bewegungsglättung ein- oder ausschalten?
Wenn Sie vor Ihrem Fernseher sitzen und Ihnen gefällt, was Sie sehen, ändern Sie nichts. Heutige Smart-TVs sind High-End-Geräte mit unzähligen Funktionen, Bildoptimierungen und KI-Elementen – ich bin oft überfordert von der Vielfalt der Einstellungsmöglichkeiten.
Anders sieht es aus, wenn Sie das Gefühl haben, dass mit dem, was Sie sehen, etwas nicht stimmt. Für „gefühlte“ hässliche Kulissen und durchaus kitschige Szenen ist oft der Seifenopern-Effekt hauptverantwortlich. Dann rate ich, die Bewegungsglättung und damit den Seifeneffekt auszuschalten und zu vergleichen. Dadurch sieht das Bild vielleicht abgehackter aus, aber daran gewöhnt man sich schneller als an einen Actionfilm im Stil einer Seifenoper.
Foto von Glenn Carstens-Peters auf Unsplash